Geiz ist Geil
Einige Anmerkungen zur Benefiz-Auktion des Landesverbandes Bayrischer Philatelisten Vereine e.V. am 2. September 2017 in Memmingen
Manchmal erwirbt man Belege, bei denen sich die übliche Freude, ein besonderes Stück erhalten zu haben, nicht einstellen mag. In diesem Fall liegt dies nicht an versteckten Qualitätsmängeln, sondern an den Umständen, unter denen ich dieses Los
Am ersten Septemberwochenende fand in Memmingen im bayrischen Schwaben die 15. NaJuBria gemeinsam mit der Internationalen Alpen-Adria Ausstellung statt.
Im Rahmen dieser Ausstellung - sozusagen als Teil des philatelistischen Begleitprogramms - fand eine Benefiz-Auktion zugunsten des Kinderhospiz St. Nikolaus statt.
Die treibende Kraft hinter dieser Auktion für einen guten Zweck war Dieter Simon vom Landesverband bayrischer Philatelisten-Vereine, der zahlreiche Berufsphilatelisten und Auktionatoren zu Spenden und Mitarbeit anregte. Für die Auktione beschrieben wurden diese Spenden von Wolfgang Lang vom APhV - mit dem Ziel möglichst alle Lose zu verkaufen, wurden die Preise bewußt niedrig angesetzt. Technische Unterstützung für die Auktion leistete das Team des Auktionshauses Christoph Gärtners, wo alle Lose gescannt und nummeriert wurden. Franz Fedra und das Team von Philasearch haben diese Auktion auf Philasearch promoted und damit die Möglichkeit zur Gebotsabgabe aus der Ferne geschaffen. Die Saal-Auktion am 2. September wurde von Christoph Gärtner durchgeführt.
Alle an der Auktion beteiligten Unternehmen und Einzelpersonen haben völlig ehrenamtlich gearbeitet, die Auktion wurde ohne Aufgelder durchgeführt und es wurden 100% des Zuschlages an das Kinderhospiz überwiesen.
Warum nun das Media-Markt-Motto als Überschrift für diesne Artikel: die Erlöse dieser Auktion bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Natürlich kann dies daran liegen, dass zu wenig Werbung für diese Auktion gemacht worden ist. Da aber insbesondere der BDPh, meinens Erachtens aber auch einige der anderen an der Arge Alpe Adria beteiligten Verbände auf ihren Webseiten und auf Facebook auf diese Auktion hingewiesen haben, und auch die Newsletter von Philasearch und Gärtner, die an jeweils alle Kunden verschickt werden, mehrmals diese Benefiz-Auktion prominent beworben haben, mag ich diese Erklärung nicht sehen.
Nein: meine Erklärung ist "Geiz ist Geil" ist ein unter Philatelisten wohl sehr verbreitetes Prinzip. Dies wird insbesondere dadurch deutlich, dass viele Lose nur zum Startpreis verkauft wurden. Wenn sich namhafte Sparfüchse erdreisten, bei einer Benefiz-Auktion bei günstigsten Ausrufpreisen UNTERGEBOTE abzugeben oder im nachhinein über die Zuschlagshöhe verhandeln wollen, bleibt ein mulmiges Gefühl zurück.
Vermutlich war die Benefiz-Auktion zu professionell aufgezogen, um in der Sammlerschaft an das "mitfühlende Herz" zu appellieren.
Zum Abschluß noch einige Takte zum Beleg selbst: 1C Ziffern 1861, zwei Werte in unterschiedlichen Tönungen, beide berührt, jeweils mit K1 TORINO / 1 GIU 63 auf Trauer-Drucksache im Ortsverkehr. An dieser Beschreibung von Wolfgang Lang ist nichts auszusetzen. Statt Tönungen hätte ich vermutlich das Wort Farben oder Farbtönungen genommen und die Beschreibung in englisch oder italienisch gemacht, und eventuell auf die leichte "tropische Trönung" der Marken hingewiesen. Dass der Briefbogen in zwei Teilen vorliegt, hat sicherlich dazu geführt, dass der Spender dieses Beleges nicht den vollen Preis ansetzen konnte: denn wir haben hier tatsächlich zwei Farben dieser Marke vorliegen, und wenn ich nur die beiden preiswertesten Sassone-Notierungen - die für grauschwarz und schwarz ansetze, liege ich bei über 400 € Katalogwert.
Mal gucken, ob ich einen Spezialisten/Experten/Prüfer finde, der mir diese beiden Farbnuancen bestimmt.
Stephan Jürgens, AIJP, sfj@italien-philatelie.de