Die Deutsche Post kann in die Zukunft sehen ...
Sendungsnachverfolgung für internationale Einschreiben
Laufwege und Laufzeiten internationaler Briefe beschäftigen die Philatelisten und Postgeschichtler schon immer - und für alle Perioden. Und interessanterweise ist dies für die Vorphilatelie - wenn man die richtige Literatur zur Hand und ein wenig Erfahrung hat - meist wesentlich einfacher als für Briefe des späten 19. und des 20. Jahrhunderts - zahlte doch in der Vormarkenzeit in der Regel der Empfänger das Porto - und dies war häufig von der zurückgelegten Strecke abhängig. Tax- und Leitvermerke auf den Briefen erleichterten den Postlern die Berechnung - und erlaubten den Empfängern und später den Philatelisten die Laufwege und Zeiten nachzuvollziehen und nachzurechnen.
Spätestens mit der Gründung des Weltpostvereins 1874 fällt für viele internationale Briefe die Notwendigkeit weg, Laufwege zu dokumentieren, da Briefe nun in der Regel bis zum Empfänger durchbezahlt werden konnten. Insofern wundert es nicht, dass Transit- und Ankunftstempelung insbesondere für einfache Briefe und Postkarten immer weniger stattfanden. ISt es z.B. für einen Brief aus den 1860er oder frühen 1870er Jahren von Italien nach Deutschland meist nicht nur problemlos möglich, zu sehen, ob der Transit durch Österreich, die Schweiz oder durch Frankreich erfolgt ist, sondern in der Regel auch den Alpenpass zu ermitteln, ist es für die späten 1880er und 1890er Jahren meist nicht mal mehr sicher möglich das Transitland eindeutig zu bestimmen. Mit dem Wegfall der Ankunftsstempelung für einfache Sendungen im Deutschen Reich 1911 ist es nicht mal mehr möglich die Laufzeit für einfache Briefe zu bestimmen. Ankunfts- (und vielfach auch Transit)stempelung gibt es in Deutschland nach 1911 nur für Briefe "mit besonderen Dienstleistungen" (d.h. für Einschreiben, Wertbriefe und Eilbriefe/Expresszustellungen). Da die Luftpost- und Rohrpostzuschläge in der Anfangszeit auch die Expresszustellung beinhaltete, finden sich auf vielen Luftpostbriefen ebenfalls Transit- und Ankunftsstempel. In Deutschland findet findet man Eingangsstempel auf Einschreiben mindestens bis in die 1950er Jahre, auf Expressbriefen bis in die 1990er Jahre. Italien hat die Ankunftsstempelung einfacher Briefe wesentlich länger vollzogen, als Deutschland - man findet sie durch die gesammte Zeit des Königsreiches und die Jahre des Überganges zur Republik (1945/46).
Die Möglichkeit, die Laufwege und Zeiten von Briefen zu dokumentieren, ist interessanterweise heute wieder gegeben - allerdings werden immer weniger Vermerke auf den Briefen selbst vorgenommen, sondern man bemüht dafür die Sendungsnachverfolgung der verschiedenen Postdientleister. Dass dies heute möglich ist, ist mit Sicherheit dem Trend zum vermehrten Online-Shopping und der Internationalisierung des Online-Handels zurückzuführen.
Wurden bis vor einigen Monaten Einschreibbriefe aus Italien nach Deutschland beim Eingang in Deutschland "umnummeriert", sodaß die Sendungsverfolgung der PosteItaliane nach der Übergabe an die Deutsche Post keine Informationen lieferte, lassen sich die Sendungen heute bei der PosteItaliane bis zum Empfänger verfolgen - wenn alles richtig läuft.
Der Sendungsverlauf gemäß der Sendungsverfolgung der PosteItaliane
Im vorliegenden Fall - ich hatte auf eBay ein selteneres Stück bestellt und habe aus Neugier regelmässig in die Sendungsverfolgung der PosteItaliane reingeschaut. Dass ein Brief mehrere Tage im Internationalen Verteilzentrum in Mailand ein bis zwei Tage liegt, ist nicht ungewöhnlich, viereinhalb wie hier dürfte dem Feiertag am 1. Mai geschuldet sein. Nicht sonderlich verwundert war ich, als ich am Abend des 5. Mai ein Benachrichtigungskärtchen in meinem Briefkasten fand - an dem Tag hatte ich das Haus ca. eine Stunde vor der üblichen Zeit unserer Postbotin verlassen. Mehr verwundert war ich allerdings, als ich am nächsten Tag las, dass der Brief "zugestellt" sei - ich hatte ich noch nicht abgeholt (und habe dies erst am 8.5. gegen 11 Uhr getan.) Ca. eine Stunde vorher hatte ich die Trackingnummer noch bei PosteItaliane ("consegnata") und Deutsche Post ("diese Trackingnummer haben wir nicht") eingegeben - trotzdem war der Brief vorhanden und wurde mir gegen Vorlage des Personalausweises und Unterschrift auf ein Touchfeld ausgehändigt. Also umsonst Sorgen gemacht, dass der Brief in falsch Hände gelangt sein könnte ...
Das abholen der Sendung hat bei PosteItaliane nichts geändert (merhr als "geliefert" geht ja auch nicht), aber bei der Deutschen Post änderte sich was: die Trackingnummer wurde gefunden, aber man können keinen Status anzeigen (mit dem Hinweis in den Erläuterungen, dass dies in der Regel bedeute, dass es unterschiedliche Statusmeldungen gäbe ...
Ich habe das Callcenter der Deutschen Post über das verlinkte Formular kontaktiert und warte jetzt auf eine Antwort, was da schief gelaufen ist ...
Die Deutsche Post teilt lediglich mit, dass sie nichts mitteilen kann ...
... bzw. dass man sich telefonisch erkundigen solle ...
Neben der Möglichkeit, die Sendungsverfolgung(en) der beteiligten Postdienstleister zu benutzen, kann man bei Internationalen Sendungen auch die Webseite des Weltpostvereins zu Rate ziehen - auch hier benötigt man nur die Sendungsnummer. Dies hat den Vorteil dass die "Klartexte" ins Englische übersetzt sind.
Die Sendungsverfolgung des Weltpostvereins.
Oder man geht gleich den Weg ins Computerzeitalter 2.0 und verwendet eine der Apps (bzw. die zugehörigen Webseiten). Diese Apps fragen letztlich viele Tracking-Dienste der Transportdienstleister ab - und konsolidieren die verschiedenen Antworten.
Die Ergebnisse von parcelsapp.com (im wesentlichen die Ergebnisse von PosteItaliane und Weltpostverein, zeigen ganz eindeutig, dass PosteItaliane und parcelsapp.com eine andere Vorstellung von den Zeitzonen haben, die sie diesen Daten mitliefern. Für die Lektüre von Tracking-Ergebnisse aus konsolidierenden Apps sollte man im Hinderkopf haben, dass die Zeitangaben in den Minuten i.d.R. stimmen, die Stunde sich aber durchaus auf andere Zeitzonen als die eigene bezeihen können ...
100parcels.com konsolidiert die Daten von über 100 Paketdienstleistern - im vorliegenden auch wieder PosteItaliane und den Weltpostverein (die anderen Diesntleister hane unter dieser Tracking-Nummer ja keine Daten). Und hier stimmt KEINE der Zeitangaben. Läßt sich die Differenz, die parcelsapp.com für die Zeiten der PosteItaliane hat mit einem "UTC+2" (=Mitteleuropäische Sommerzeit) erklären läßt, dass heisst, der PosteItaliene Server sendet Zeiten in UTC (Koordinierte Weltzeit,Greenwich Zeit), parcelsapp.com denkt dass wäre Ortszeit oder hat Italien der flaschne Zeitzone zugeordnet. 100parcels.com ist nicht so einfach zu erklären - hier sind alle Zeiten um mehrere Stunden verschoben ...
Ein Blick in einen weiteren Tracking-Konsolidierer - www.4tracking.net - zeigt m.E. ganz eindeutig dass PosteItaliane die Zeiten für diese konsolidierenden Anfragen in Weltzeit (UTC) zur Verfügung stellt (während dies auf der Webseite in Ortszeit geschieht). Interessanterweise werden hier nicht zusätzlich die Informationen des Weltpostvereins angezeigt.
Nochmal zurück zu den Laufwegen: PosteItaliane stellt für den ttalienischen Teil der Reise in der Regel recht genaue Orts-Informationen zur Verfügung. Wenn die Sendung "fliegt" ist auch der Eingangsflughafen (in der Regel Frankfurt, aber ich habe auch schon München gesehen) noch benannt, die anderen Orte heiße meist "Germania". Die Suche des Weltpostvereins "entschlüsselt" (anders als die Seite der PosteItaliane) die Ortscodes nicht, sodass zumindestens die Sortierzentren sich eindeutig bestimmen lassen:
ITLINA ist das Internationale Sortierzentrum MILANO P. BORROMEO am Flughafen Mailand Linate ...
und DEOFGA ist das Briefzentrum 77 der Deutschen Post in Offenburg.
Das als deutsches Eingangspostamt das Briefzentrum Offenburg gezeigt wird, läßt mich stark vermuten, dass dieser Brief mit dem LKW (oder eventuell mit der Bahn) im Transit durch die Schweiz gekommen ist und nicht geflogen ist. Mit einer Ausnahme liegen alle im Screenshot gelisteten italienischen Austauschzentren in Mailand (Linate, Malpensa, Zoll, "San Marino" und "Vatikan"), die Ausnahme ist das Austauschzentrum in Turin. Dies heißt insbesondere, dass auch Post nach Deutschland aus dem Nordosten (Venetien, Friaul) oder Süden Italiens (inkl. der Inseln) über Mailand geleitet wird. Die Deutsche Post hat den Postaustausch mit dem Ausland dezentralisiert - und verfügt auch im Ausland, wie z.B. in Argentinein, Österreich, Australien, in der Schweiz, Dänemark, Spanien, Frankreich, Großbrittanien, den Niederlanden, Singapur, den Vereinigten Staaten und in Südafrika Austauschzentren.
Literatur
Die Sendungsverfolgung der PosteItaliane https://www.poste.it/cerca/index.html
Die Sendungsverfolgung der Deutschen Post https://www.deutschepost.de/sendung/simpleQuery.html
Die Sendungsverfolgung des Weltpostvereins https://upu.int/en/Global-Track-Trace
Darüberhinaus gibt es noch einige Webseiten/Apps, welche die Datenbanken der verschiedenen Dienstleister abfragen und die Ergebnisse integrieren. Diese Anbieter haben in der Regel Handy-Apps im Angebot.
Für Interpretationsideen - oder auch Fehlerkorrekturen - reicht eine kurze email an mich.
Stephan Jürgens, AIJP, sfj@italien-philatelie.de