Fiskalmarken in Italien
Meist sind es Zufälle die mich einen "Beleg des Monats" finden lassen. Diese Karte habe ich aus einem kleinen Posten "Salsomaggiore" - Maschinenstempel - und dies war sicherlich nicht die Karte, die mich zur Gebotsabgabe brachte, ist es doch einer der häufigeren Stempel in einem mässigen Abschlag.
Auch die leicht verzähnte - bzw. schlecht zentrierte - 30 Centesimi Marke bringt mich nicht zu Jubel-Stürmen.
Hier mal ein Hinweis an alle "Abarten-Sucher und Verkäufer": schlechte Zentrierungen und darauf resultierende
Anzähnungen des Markenbildes sind in Italien eher die Regel als die Ausnahme und bedingen eher
Abschläge auf den Handelspreis als Zuschläge.
Dass der Unificato
diese Marke in der Briefbewertung mit 6 € notiert überrascht mich doch ein bisschen -
ich hätte sie niedriger angesetzt. 50 % Zuschlag bei postfrisch für "ideal zentrierte" Exemplare
und auch die deutlichen Aufschläge für Viererblöcke scheinen marktgerecht - das ist halt das, was heute gesammelt wird.
Die Preise für ungezähnte bzw. teilgezähnte Marken sind bemerkenswert, ein Abklasch (so nennen die Deutschen Philatelisten das Phänomen, was die Italiener als "decalco" bezeichnen, scheint relativ häufig zu sein. Und in der Mitte finden wir die 185Bd - die "stark verschobene Zähnung", die wir hier sicherlich nicht vorliegen haben. Eine stark verschobene Zähnung, für die ich das hundertfache des normalen Preises zahlen soll, muss wesentlich deutlicher sein.
Adressiert ist die Karte an die "Direzion Scuole Elementari" in Barletta, damals noch zur Provinz Bari gehörig (heute in der Provinz "Barletta-Andria-Trani" ein wenig selbstständiger) und die enthält auf der Rückseite eine ...
... (Jahresabschluß-)Rechnung. Der Philatelist nimmt als erstes natürlich die "Marca di Bollo" war, eine Stempelmarke, die im Design den "Floreale" Briefmarken recht ähnlich sieht, aber hier eindeutig "fiskal" verwendet wurde. Blutdruck wieder runterfahren: - nicht der spektakuläre Fund einer postalischen Verwendung, den Philatelisten beim Anblick einer Stempelmarke als erstes abchecken.
Wenn wir uns die Rechnung genauer anschauen, finden wir als ersten Posten auf der Rechnung: "Bollo L 0,20" - die Stempelsteuer für die Rechnung wird gleich weitergereicht, noch bevor irgendetwas anderes auf die Rechnung gesetzt wird. Im Vergleich zu den 321 Lire der Gesamtrechnung, von denen die Hälfte mehr als ein Jahr offen steht, sind diese 20 Centesimi natürlich "Peanuts" - aber Buchhalter sind auch (oder insbesondere?) in Italien penibel - wurde dieses Handwerk doch hier erfunden.
Für Interpretationsideen - oder auch Fehlerkorrekturen - reicht eine kurze email an mich.
Stephan Jürgens, AIJP, sfj@italien-philatelie.de